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Preise für wissenschaftlich und ästhetisch herausragende Fotos und der Filmpreis
Jedes Jahr werden wissenschaftlich besonders interessante und ästhetisch sehr gelungene Bilder ausgezeichnet. Außerdem wird der UMBOT (Umweltmikrobiologie-Odertal-Filmpreis) verliehen.
Wissenschaftlicher Fotopreis
Mit dem wissenschaftlichen Preis werden Fotos ausgezeichnet, die besonders interessante Aspekte der mikrobiellen Ökologie dokumentieren.
- Kokkale Grünalge. Fundort: Anglerteich. Interferenzkontrast, 400fach. Foto: M. Bohrisch, J.-P. Samson, A. Höhne, C. Nemetschke
- © FG Umweltmikrobiologie
Das Foto einer seltenen kokkalen Grünalge wurde in einer Planktonprobe entdeckt. Diese Grünalge ist aus dreieckigen Kolonien aufgebaut, die wiederum ein Dreieck formen und von denen stachelartige Fortsätze ausgehen. Eine morphologische Ähnlichkeit besteht zur Gattung Micratium. Es handelt sich vermutlich um die Art Micratium bornhemiense.
- Fadenwurm (Nematode) im Biofilm. Fundort: Müggensee. Dunkelfeld, 10er Objektiv. Foto: T. Hoffmann, J. Krawczyk, J. Jorkschat, L. Heinrich
- © FG Umweltmikrobiologie
Die Dunkelfeldaufnahme zeigt den Fadenwurm (Nematode) in seinem natürlichen Habitat - einem Biofilm mit seinen flockigen und filamentösen Strukturen, welcher dessen Nahrungsgrundlage darstellt. Die Chloroplasten von z.B. Grünalgen sind durch die leuchtende grüne Farbe zu erkennen. Fadenwürmer kommen in vielen Ökosystemen vor, darunter im Süßwasser, im Meer und in terrestrischen Biotopen. Die Fortpflanzung erfolgt meist sexuell, aber es kommen auch sich selbst befruchtende Arten vor. Einige Arten leben parasitär.
- "Marskanäle" im Biofilm aus der Mummert, Interferenzkontrast, 100fach Foto: M. Krebs, N. Schröder, L. Winter, K. Wischniewski
- © FG Umweltmikrobiologie
Ein Foto mit besonders rätselhaften Eisenbakterien in Biofilmen. Diese Bakterien bilden die sogenannten "Marskanäle", die wegen ihrer extrem geringen Größe schwer zu finden sind. Im Unterschied zu ähnlichen Eisenbakterien sind hier die Zellen durch dünne hyphenartige Ausläufer verbunden. Morphologische Ähnlichkeit besteht insbesondere zur Gattung Pedomicrobium, die an unserem Fachgebiet auch aus solchen Biofilmen isoliert wurde.
- Choanoflagellatenkolonie aus dem Bogengraben, Interferenzkontrast, Foto: K. Köberich, S. Mangold, P. Reger, E. Salinas
- © FG Umweltmikrobiologie
- Flagellatenkolonie aus dem Müggensee, Interferenzkontrast, Foto: C. Beneker, K. Brand, B. Kästner, M. Zamzow
- © FG Umweltmikrobiologie
Einen zweiten Platz erringen die Fotos von seltenen koloniebildende Flagellaten. Im Müggensee tauchen verzweigte Kolonien von Flagellaten mit eiseninkrusiertem Stiel auf. Bei dem Fund aus dem Bogengraben handelt es sich um eine Kolonie von Choanoflagellaten, die im Unterschied zu anderen Flagellaten zusätzlich zur Geißel einen Kranz aus Mikrovilli besitzen.
- Filamentöse Eisenbakterien aus dem Bogengraben. Links: Epifluoreszenzmikroskopische Aufnahme des mit DAPI angefärbten Präparats. Rechts: Hellfeldaufnahme mit 1000facher Vergrößerung. Foto: M.T. Kettner.
- © FG Umweltmikrobiologie
Die fädigen Eisenbakterien, die möglicherweise zur Sphaerotilus-Leptothrix-Gruppe gehören, sind in der Hellfeldaufnahme (rechts) gut an ihren gelbbraunen Eiseninkrustierungen zu erkennen. Die Fluoreszenzaufnahme (links) zeigt den gleichen mit DAPI gefärbten Bildausschnitt. Der DNA-Farbstoff DAPI wird durch die Eisenablagerungen auf der Oberfläche der Eisenbakterien daran gehindert in die Zellen einzudringen, so dass die Eisenbakterien als dunkler Schatten erscheinen. Auf der Oberfläche der Eisenbakterien sind viele nicht eiseninkrustierte Bakterien durch DAPI angefärbt worden. Die hier vorliegende Interaktion besteht zumindest darin, dass die Eisenbakterien als Aufwuchsoberfläche dienen. Das ist von besonderer Bedeutung, da dies eine Planktonprobe ist, wo im Unterschied zum Sediment weniger Aufwuchsflächen vorhanden sind. Es sind vielfältige darüber hinausgehende Interaktionen zwischen Organismen und ihrem "Aufwuchs" bekannt. Bei diesem konkreten Beispiel ist noch nicht einmal klar, wie die Eisenbakterien einzuordnen sind, weswegen über die Interaktionen nur spekuliert werden kann.
- Libellenlarve mit aufsitzenden Ciliaten aus dem Weidegraben unter dem Binokular; kleines Bild: mikroskopische Aufnahme.
- © FG Umweltmikrobiologie
Das Foto einer Libellenlarve auf der sich Büschel von Ciliaten angesiedelt hatten, belegt einen zweiten Platz. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass mehrere dieser Ciliaten auf einen gemeinsamen verzweigten Stiel sitzen, der aus auffälligen Segmenten besteht. Der Vorteil für die sessilen Ciliaten liegt im kostenlosen Transport durch die Larve.
- Bild 1: Übersichtsaufnahme eines Biofilms auf einem Objektträger vom Probenahmestandort "Weidegraben"
- © Umweltmikrobiologie
Auffällig am "Weidegraben" war die große Vielfalt phototropher Bakterien. Bild 1 zeigt eine Übersichtsaufnahme mit vielen Kolonien unterschiedlicher (Schwefel-)Purpurbakterien. Hervorgehoben werden sollen hier die "weintraubenartigen", grünen Bakterienkolonien. Hierbei handelt es sich um Chlorochromatium aggregatum (Lauterborn 1906), die in Bild 2 genauer zu sehen sind. Die Chlorochromatium aggregatum - Zellen bilden eine Symbiose mit einem heterotrophen, begeißelten Bakterium aus, dessen Oberfläche sie vollkommen bedecken
- Bild 2: Chlorochromatium aggregatum im Interferenzkontrast (links) und mit DAPI-Färbung und Epifluoreszenz-mikroskopie (rechts)
- © Umweltmikrobiologie
Die Chlorochromatien stellen mit Photosynthese die Energieversorgung sicher, während das zentrale Bakterium das Aggregat in die Tiefe mit geeigneten Bedingungen transportiert.
In Bild 2 ist zu sehen, dass sich solche Aggragate simultan teilen. Dabei kam neben dem Interferenzkontrast (links) auch der DNA-Farbstoff DAPI in Verbindung mit UV-Mikroskopie zum Einsatz (rechts).
- Bild 3: Chromatium und Chlorochromatium aggregatum in einem Biofilm vom Probenahmestandort "Weidegraben"
- © Umweltmikrobiologie
In Bild 3 fällt besonders das sich in Teilung befindliche Schwefelpurpurbakterium der Gattung Chromatium (Perty 1852) auf. Neben der Färbung, den gut sichtbaren Schwefeltröpfchen im Zellinneren und der großen Geißel (links neben der unteren Zelle) ist die beeindruckende Größe der Zellen charakteristisch für Chromatium okenii (Ehrenberg 1838).
Preis für äthetisch herausragende Fotos
Dieser Preis zeichnet Fotos aus, bei denen nicht die wissenschaftliche Aussage im Vordergrund steht, sondern die optisch beeindruckend sind. Hierbei können auch verfremdende Techniken zum Einsatz kommen, auch wenn dadurch Effekte erzielt werden, die bei rein wissenschaftlicher Betrachtung als Artefakte bezeichnet werden müßten.
Ein ästhetisch herausragendes Foto ist die Aufnahme des Kopfes von Leptodora kindtii. Dieser Wasserfloh wird wegen seines transparenten Körpers auch Glaskrebs genannt, kann bis zu 18 mm groß werden und ist daher auch bei geringer Vergrößerung unter der Stereolupe gut sichtbar. In der Gewässerprobe macht der Krebs durch besonders ruckartige Schwimmbewegungen auf sich aufmerksam. Unter der Kopfhaube befindet sich das Facettenauge mit 200 bis 300 Kristallkegeln, Ommatidien und Pigmenten, welche sehr schön im Dunkelfeldkontrast zur Geltung kommen. Unterhalb des Auges liegen das optische Ganglion und das Gehirn, von dem die Zirkumösophageal-Konnektive abgehen. Mit dem Facettenauge ist der Räuber in der Lage seine Beute visuell zu lokalisieren.
- Zoothamnium arbuscula. Fundort: Standort Eisvogelbrücke. Binokular, 4fach. Foto: J. Roth, R. Bergk, L. Eitzen, A. Fritze
- © FG Umweltmikrobiologie
Auf dem Bild ist eine große Kolonie des Wimperntierchens Zoothamnium arbuscula zu erkennen, welche aus hunderten vegetativen Zellen besteht. Diese sind über kontraktile Stiele miteinander verbunden, so dass sich die gesamte Kolonie bei Störungen kugelförmig zusammenziehen kann. Auf der Aufnahme sind auch sehr schön Überdauerungsstadien zu sehen, welche wesentlich größer als die vegetativen Zellen sind. Sie werden, besonders gegen Ende der Vegetationsperiode, an den zentralen Achsen der Stiele gebildet.
- Teil eines Libellenlarvenschwanzes aus dem Bogengraben, Phasenkontrast, 40fach, Foto: K. Köberich, S. Mangold, P. Reger, E. Salinas
- © FG Umweltmikrobiologie
Zu sehen ist der stark vergrößerte Ausschnitt eines Libellenlarvenschwanzes. Die feinen Borstenstrukturen kommen im Phasenkontrast besonders gut zur Geltung. Die Komposition des Fotos zeichnet sich durch klare Linienführung und starke Hell-Dunkel-Kontraste aus.
- Grünalgenkolonie aus dem Plankton des Bogengrabens, Phasenkontrast, 40fach, Foto: K. Köberich, S. Mangold, P. Reger, E. Salinas
- © FG Umweltmikrobiologie
Runde Formen dominieren das Foto der Grünalgenkolonie ähnlich Paulschulzia, das einen zweiten Platz belegt. Leuchtendgrüne Zellverbände umgeben von vielen Geißeln sind in einer gemeinsamen Gallerthülle eingebettet.
- Wasserfloh aus dem Weidegraben. Aufnahme: 200fache Vergrößerung, Dunkelfeldkontrast. Foto: M.T. Kettner.
- © FG Umweltmikrobiologie
Der Wasserfloh ist mit Ciliaten besiedelt (zwei Glockentierchen auf dem "Bauch"). Dieses Bild überzeugt besonders durch den gekonnten Bildaufbau und die ansprechende Verteilung von Schärfe und Unschärfe. So sind einerseits feine Details wie die Ruderborsten an den 2. Antennen zu sehen, andererseits verursachen Antennen außerhalb der Schärfezone weiche Hell-Dunkel-Zonen.
Da sich die aufsitzenden Glockentierchen filtrierend ernähren, profitieren sie vom Wasserstrom, der auch ihnen ständig frische Nahrung liefert.
Bild 4 zeigt eine mit DAPI gefärbte Cyanobakterienflocke (Microcystis sp.Kützing 1833) aus dem Plankton der Oder im Epifluoreszenzmikroskop. Die konzentrischen Farbzonen kommen durch die ausbleichende Wirkung des UV-Lichts auf DAPI zustande. Im Vergleich dazu ist auf Bild 5 eine ähnliche Flocke im Interferenzkontrast zu sehen. Das Bild wurde aus mehreren Einzelaufnahmen kombiniert, um eine größere Schärfentiefe zu erzielen (depth of field stacking).
- Bild 5: Planktonflocke aus der Oder im Interferenzkontrast (depth of field stacking)
- © Umweltmikrobiologie
Die äußere Zone der Cyanobakterienkolonie ist hier von schiffchenförmigen, braunen Kieselalgen und rundlichen Grünalgen besiedelt. Die gesamte Flocke ist von einer hier nicht sichtbaren Schleimhülle umgeben, in der viele verschiedene heterotrophe Bakterien leben (sehr kleine graue Strukturen). Eine solche Planktonflocke stellt also eine komplexe Lebensgemeinschaft dar, bei der die Interaktionen zwischen den einzelnen Arten größtenteils ungeklärt sind.
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